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Meine Rede zu Ökosystemleistungen

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Die Lage im Wald ist dramatisch und gibt Anlass zu großer Sorge. Daher bin ich sehr stolz einen großen Beitrag leisten zu können, dieser Herausforderung zu begegnen. Federführend habe ich in den vergangenen Monaten mit unserem Koalitionspartner einen Antrag zur Honorierung von Ökosystemleistungen erarbeitet, der im Deutschen Bundestag beschlossen wurde.

Stürme, Dürre, Schädlinge und Waldbrände haben den deutschen Wäldern stark zugesetzt. Die Fachleute gehen derzeit von einem Schadholzanfall von 171 Millionen Kubikmeter aus. Eine Fläche von 285.000 Hektar muss wiederbewaldet werden. Hier handelt es sich etwa um die Flächengröße des Saarlandes. Laut aktuellen Stand gibt es in Rheinland-Pfalz ein Schadholzaufkommen von über 5 Millionen Kubikmeter und es müssen über 14.300 Hektar aufgeforstet werden.

Die Herausforderungen sind groß. Mit der Wiederbewaldung der Schadflächen und dem Waldumbau zu klimastabilen Mischwäldern stehen wir vor einer Jahrhundertaufgabe. Es werden jetzt Bäume gepflanzt und es wird sich allerdings erst in 50 Jahren zeigen ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden. Die dafür notwendigen Investitionen müssen im Wesentlichen von den kommunalen und privaten Waldbesitzenden getragen werden. Durch die Holzerlöse konnte bisher die Aufforstung ohne Probleme finanziert werden. Der Holzpreisverfall und der notwendige Wandel vom gewinnbringenden Nadelholz zu weniger nachgefragtem Laubholz lassen viele Waldbesitzende jedoch finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen. Viele tragen sich mit dem Gedanken, den Wald zu veräußern.

Es stellt sich nun die Frage wie wir aus diesem Dilemma herauskommen können?

Als schnelle Hilfe für den Wald haben Bund und Länder etwa 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Auch hier habe ich mich maßgeblich für eine Waldprämie eingesetzt. Die langfristige Lösung muss allerdings in der Honorierung der Ökosystemleistungen des Waldes liegen.

Doch was sind eigentlich Ökosystemleistungen?

Unsere Wälder sind wahre Multitalente. Sie erfüllen zahlreiche Funktionen, von denen die Gesellschaft profitiert. Dazu zählen unter anderem die langfristige Speicherung von CO2 in den Waldökosystemen und den weiterverarbeiteten Holzprodukten. Gesunde Wälder können 8 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr binden. Dazu kommt die Tier- und Artenvielfalt, die die Voraussetzung aller Ökosystemleistungen im Wald ist. Die Biodiversität ist im Wald auf einem stabilen, wenn nicht sogar positiven Trend – das gilt es zu erhalten! Zusätzlich leisten unsere Wälder einen wichtigen Beitrag für den Boden- und Wasserschutz. Gerade in der Corona-Pandemie zeigt sich zudem die große Bedeutung unserer Wälder für die Erholung der Menschen, die einen der vielen Wanderwege abschreiten.

Die oben genannten Leistungen des Waldes stehen uns allen frei zur Verfügung!

Heimisches Holz ist dazu der umweltfreundlichste aller Baustoffe und auch noch klimafreundlich. Im Sektor Wald und Holz sind rund 1,1 Millionen Arbeitsplätze angesiedelt. Das ist besonders wichtig für die Wertschöpfung des ländlichen Raums.

Daher sollten wir ein dauerhaftes Honorierungssystem etablieren, das die Ökosystemleistungen des Waldes in Wert setzt und eine langfristige Perspektive für die nachhaltige Waldbewirtschaftung schafft. Die Honorierung sollte sich an der Klimaschutzleistung des Waldes orientieren. Eine mögliche Bezugsgröße wäre der aktuelle Preis der gehandelten CO2 Zertifikate. Die genauen Standards müssen nun ausgearbeitet werden. Besonders wichtig ist mir allerdings, dass es keine reine Flächenprämie gibt, sondern eine Honorierung tatsächlich erbrachter Leistungen.

Es gibt viele offene Fragen wenn es um den Wald der Zukunft geht, eines ist jedoch klar, die Richtung des Wandels steht fest: Wir brauchen anpassungsfähige und klimaresiliente Mischwälder und wir müssen auf naturnahe und standortangepasste Baumarten setzen. Es ist Zeit zu handeln.

Meine Rede vom 22. April 2021 können Sie hier sehen.